Sie kennen auch einen Golfclub der ein höheres Greenfee verlangt und hier noch nicht aufgeführt ist? „Panama Listen“, „schwarze Listen”, usw. warum soll unser Golfsport davon verschont bleiben? Aber was verbirgt sich hinter der „schwarzen Liste” im Golf? Ein befreundeter Golfmanager hat mich vor kurzem diesbezüglich angerufen.
Er suchte meinen Rat, da einige Golfclubs in Deutschland und Österreich dazu übergehen, andere Clubs auf eine sogenannte „schwarze Liste” zu setzen.
Was wird damit bezweckt? Nun, es ärgern sich einige Vereine und Betreiber, dass andere Clubs sogenannte Fernmitgliedschaften zu Billigpreisen verkaufen.
Sehen Sie mal im Internet oder in dieser Übersicht, bereits ab 99 Euro werden diese angeboten. Es ist nichts anderes als ein Verkauf von Mitgliedskarten, die man ja in unseren Landen benötigt. Damit erkauft man sich vermeintlich die Legitimation andere Plätze bespielen zu dürfen und man ist im Handicap-System.
Gegen die Zwangsmitgliedschaft
Wenn Sie meine Artikel im Golfsportmagazin verfolgt haben, bin ich schon seit Jahren ein Gegner unseres Systems mit Zwangsmitgliedschaften. Natürlich sind es Auswüchse, dass man hier zu Spottpreisen Mitgliedskarten verkauft.
Andererseits ist es das gute Recht dieser Clubs, dies zu tun. Profiteure sind in erster Linie die Dachverbände, die hier volle Mitgliedsbeiträge kassieren um zumindest pro forma mehr Mitglieder aufweisen können. Sie werden also nichts unternehmen, was rechtlich auch nicht möglich ist, dagegen vorzugehen. Besonders Vereinigungen wie die VCG, die mit dem Argument vom DGV unterstützt wird, dass damit den Vereinen neue Golfer zugeführt werden, sind auch ein Beispiel dafür, dass sogar der Dachverband beim Verkauf von Karten mitmaschen möchte. Österreichische Clubs verkaufen gerne Mitgliedschaften ins Ausland (z.B. Schweiz, Deutschland), da dort diese erheblich teurer sind. Außerdem bevorzugt das neue österreichische Handicapsystem die Gestaltung des persönlichen Handicaps gegenüber deutschem System erheblich. Würde der ÖGV auf diese Ausländermitglieder verzichten, dann wäre die ÖGV Mitgliederstatistik stark negativ verändert. Er nimmt damit ausländischen Verbänden potentielle Mitglieder weg. Sollte man deshalb den ÖGV auf eine schwarze Liste setzten?
Als ehemaliger Besitzer und Betreiber einer 18 Lochgolfanlage, bin ich der Meinung, dass jeder Golfbetrieb, wie in den eigentlichen Golfländern – etwa den USA – üblich, seine Preispolitik selber gestalten soll und kann. Letztendlich sind wir hier in der freien Marktwirtschaft und nicht in der Planwirtschaft.
Falsche Versprechungen
Aussagen „Mit dieser Mitgliedskarte können Sie überall gegen Greenfee spielen”, sind nicht nur falsch, sondern in meinen Augen auch rechtlich mehr als bedenklich. Dass hier noch nie Konsumenten, bei Negativerlebnissen, gegen solche Anbieter rechtlich vorgegangen sind, verwundert mich schon seit Jahren.
Zu welchem Preis nun ein Golfbetrieb seine Produkte – sprich Mitgliedschaften, Greenfees, Platzreifekurse usw. – verkauft, und wen er dann auf seiner Anlage spielen lässt, wird schlussendlich der Markt regeln.
Wenn nun einige Golfanlagenbetreiber der Meinung sind, sie müssen andere Clubs auf eine „schwarze Liste” setzen, dann ist es eine wirtschaftliche Entscheidung, welche diese Clubs treffen. Was veranlasst Sie dazu?
In meinen Augen ist es zuerst mal der Schutz oder die Angst selbst Mitglieder zu verlieren bzw. keine neuen Mitglieder zu bekommen. Warum? Natürlich braucht der Club vollzahlende Mitglieder um die Anlage zu erhalten. Wenn jemand also nur eine Billigmitgliedschaft hat und mittels Greenfees spielt, dann ist er finanziell erheblich im Vorteil, wenn er kein „Vielspieler” ist. Würden alle so denken, dann kann niemand mehr eine Golfanlage betreiben. Ob Sie es glauben oder nicht, in unseren Landen sind Greenfee-Einnahmen nur das Sahnehäubchen bei dem Betrieb eines Golfplatzes.
Wie es um die Wirtschaftlichkeit der Anlagen hierzulande steht, können Sie am Beispiel diese Artikels ersehen.
Hohe Greenfees als Kontrollinstrument
Nun gibt es sicher auch einige wenige Clubs hierzulande, besonders die sogenannten „Alten” und „Ehrwürdigen” oder wer immer sich dazu zählt, die es aufgrund Ihrer finanziellen Situation vermeintlich nicht nötig haben und wollen unter sich bleiben. Da viele dieser Clubs aber sogenannte “gemeinnützige Vereine” sind, d.h. sie bezahlen kaum oder keine Steuer müssten sie rechtlich „Jedermann” spielen lassen. Deshalb blockiert man diese Normalverbraucher gerne, indem man hohe Greenfees oder niedrige Handicaps verlangt – um unter sich zu bleiben oder man setzt deren Billigheimatclubs auf die “schwarze Liste” und verlangt Greenfee- Aufschläge.
Wo sind die Grenzen, dass man meint einen Club auf eine “schwarze Liste” zu setzten? Ich finde es lächerlich, wenn hier sich selbst als elitär bezeichnende Vereine andere Clubs auf eine schwarze Liste setzen, selbst aber finanziell in Schwierigkeiten sind. Ab welchem Preis für eine Mitgliedschaft – egal ob Fernmitgliedschaft, Zweitmitgliedschaft mit Platzreife usw. will man sich erlauben, andere auf die schwarze Liste zu setzten?
Müssten dann die „superelitären Clubs“ als Beispiel sagen, wer nicht 10 000 Euro Mitgliedsbeitrag verlangt, darf bei uns nicht spielen. Wie ist es dann mit dem Verkauf von Zweitmitgliedschaften an Ausländer? Was sagen dazu ausländische Verbände?
Ich hoffe, liebe Leser, dass Sie erkennen wie krank solche Vorstellungen sind.
In meinen Augen sollten wir schon längst auf das in den USA übliche System umstellen. Was heißt dies? Die elitären Clubs (aber ohne Steuererleichterungen!) können doch als sogenannte Privatclubs firmieren, dann gibt es die öffentlichen, günstigen Plätze, die semiprivaten und die privaten Plätze.
Je nach Lust und Laune kann die einzelne Anlage entscheiden, ob mit oder ohne Karte, ob mit oder ohne Platzreife und wen sie auf Ihrer Anlage spielen lässt. So ist es doch vielfach international üblich.
Letztendlich entscheidet der Golfer als Konsument, in welcher Betriebsform er spielen will und was er als sein für sich bestes Angebot hält.
Kartenzwang, goldene, silberne und sonstige Farbkarten, schwarze Listen, dies alles sollte der Vergangenheit angehören. Es ist an der Zeit, dass die Clubs und Verbände begreifen, dass die Stagnation im Golfsport hierzulande nicht mit der ständigen Änderung von Regeln oder schwarzen Listen zu bekämpfen ist.
Selbstverständlich weiß ich, dass ich mit dieser Theorie immer noch auf taube Ohren stoße. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit in den USA, wo es funktioniert und als Bekenner der freien Marktwirtschaft glaube ich aber fest, dass die Konsumenten, wir Golfer also, irgendwann diese lächerlichen Fesseln ablegen werden, schließlich ist der Kunde „Golfer” König. Es dauert bei uns nur ein wenig bis er seine Macht begreift.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern des Golfsportmagazins ein
schönes Spiel
Ihr
Heinz Schmidbauer
5 Kommentare
Lieber Heinz,
wir haben uns beide zu dem Thema bereits die Finger wundgeschrieben – im aktuellen „Golfmotion“-Newsletter habe ich das Thema „Eindämmung der Billigangebote“ mal wie folgt zu erkären versucht:
„Stellen Sie sich vor, Sie buchen ein Hotel und man teilt Ihnen mit, dass Sie einen erhöhten Zimmerpreis zahlen müssen – es sei denn, Sie könnten nachweisen, dass Sie selbst Anteile an einem Hotel besitzen.
So ähnlich funktioniert das ‚Prinzip der Gegenseitigkeit“ der Golfclubs in Deutschland. Was früher, zu Zeiten der Privatclubs, noch eine gewisse Berechtigung gehabt haben mag, ist heute, wo die Golfanlagen meist von Unternehmen betrieben werden, ein Witz. Einem Hotel, das Ihnen so kommt, würden Sie vermutlich den Vogel zeigen, oder?
Aber beim DGV sind ‚unternehmerische‘ Kräfte wiedermal beharrlich dabei, das Golfspiel Richtung Zwangs-Clubmitgliedschaft zu reglementieren. Eine Expertenkommission hat eine Analyse zur Neustrukturierung der VcG und Eindämmung der sogenannten Billigangebote erstellt, (…). Geplant ist u. a. die Greenfees für VcG und Fernmitglieder zu erhöhen.
Was soll das? Da werden Millionen aus der VcG-Kasse für eine merkwürdige Medienkampagne verplempert, um neue Golfer zu gewinnen, aber andererseits schottet man sich dadurch ab, dass man nur den Club-Golfer als „echten Golfer“ akzeptieren will. Wer exklusiv und für sich bleiben möchte, bitte sehr. Aber viele Golfclubs freuen sich über jeden Greenfee-Spieler und Fernmitgliedschaften machen durchaus Sinn, zum Beispiel, wenn jemand beruflich so eingespannt ist, dass eigentlich nur im Urlaub Golf gespielt wird.
Wer sich als Golf-Unternehmer verzockt, sollte die Monopolstellung eines Verbandes nicht dazu nutzen dürfen, seine wirtschaftlichen Interessen auszuleben. Das ist zumindest meine Meinung. Das Leben ist zu kurz, um sich über den DGV zu ärgern, aber bei diesem Thema kann ich Feuer speien“ …, siehe auch: http://www.cybergolf.de/blog/3290-verband-freier-golfer
Herzliche Grüße
Eugen Pletsch
Grade aus der Perspektive jüngerer Golfer kann ich da nur zustimmen! Wer viel unterwegs ist, umziehen muss, etc – für den macht eine teure, feste Mitgliedschaft wenig Sinn. Für diese Gruppe gibt es nicht wirklich ein Angebot, vielmehr wird durch die aktuelle Sitation dafür gesort das viele den Golfsport an den Nagel hängen und sich anderen Sportarten widmen.
Sehr geehrter Herr Pletsch. Ich finde das Problem lässt sich sehr leicht lösen. Um Ihr Beispiel mit dem Hotel aufzugreifen: sie bezahlen für Ihr Hotelzimmer einen gewissen (in diesem Fall erhöhten) Preis. Besitzen sie selbst Anteile an einem Hotel, dann erhalten Sie eine Ermäßigung auf den Hotelzimmerpreis. Daran würde sich niemand stören, so wie sich niemand daran stört, dass Journalisten, ADAC-Mitglieder, Rentner usw. Ermäßigungen in anderen Bereichen erhalten.
Auf den Golfsport übertragen hieße das: es gibt einen offiziellen Greenfeepreis. Inhaber einer DGV-Karte mit Regionalkennzeichnung erhalten darauf eine Ermäßigung.
Lieber Eugen,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Nun haben wir beide ja schon viel erlebt im Golfgeschäft.
Als Anhänger der freien Marktwirtschaft glaube ich fest daran, dass der „Markt“ den Unsinn regelt.
Aus Österreich erhalte ich gerade diesbezüglich Nachrichten, daß wieder einige Plätze, darunter sogar einige renomierte den Bach hinunter gegangen sind. Wirtschaftlich gesehen, müssten mindestens 30-40% der Plätze in Deutschland und Österreich zusperren. Wie Du weist, habe ich ja lange für einen internationalen Marktführer gearbeitet und wir haben weltweit Plätze gebaut und beraten. Unser Credo: Golf ist wirtschaftlich gesehen meist nur eine Umwegrentabilität. Man muss auch unterscheiden, solange eben Plätze von Gönnern (bewusst schreibe ich dies, da ja Sponsoren ein Gegengeschäft erwarten) gerettet oder gehalten werden, wie eine Yacht oder Jagd, gehts weiter. Ist ja nichts schlimmes. Wie Du auch geschrieben hast, das Gemenge zwischen Dachverbänden und bestimmten Clubs mittels Zwangsmitgliedschaften usw. macht es. Ich bin fest überzeugt, wenn man die international übliche Einteilung in Privatclubs, Semi-Private und Publik-Kurse erreicht, dann entscheidet ja der Golfer (Kunde) wer es wirtschaftlich überlebt . Diese Einteilung würde aber zwangsläufig zur teilweise Entmachtung, bzw. Einflussverlust der Verbände führen. Deren Macht kann ich sowieso, als ehemaliger Besitzer einer Golfanlage nicht verstehen.Was trägt der Verband zur Entstehung der Anlage, der Gewinnung der 700-800 Mitglieder usw. bei? Alles Riskio liegt beim Unternehmer, der Verband bekommt quasi 800 Mitglieder inklusive der Abgaben jahrzehntelang geschenkt! Warum sich die Unternehmer dies gefallen lassen? Aber, wie gesagt, der Markt muss es regeln.
Wir werden weiter dafür kämpfen, den nur so wird der Golfsport geöffnet. Die dauernden Regeländerungen helfen nicht gegen die Stagnation, die ja nicht mehr zu verleugnen ist. Als Feigenblatt der Verbände für den Kampf gegen die fehlenden Zuwachsraten sind sie wirkungslos, im Gegenteil, dies müsste man allmählich verstanden haben.
Herzlichen Gruß
Heinz Schmidbauer
Heinz Schmidbauer
Heinz Schmidbauer http://www.golfsportmagazin.com/…/greenfee-eintrag-in…/
Greenfee: Eintrag in die „Schwarze Liste“ – Golfsportmagazin
golfsportmagazin.de
Heinz Schmidbauer – kompetent, sachkundig – ein Profi vom Scheitel bis zur Sohle in allen Belangen – das stelle ich mir unter einem Experten vor – ihre Artikel, einer treffender als der andere – freue mich, dass ich sie (virtuell) kennenlernen durfte