Karl-Josef Laumann ist bekannt für klare Worte. Der NRW-Gesundheitsminister von der CDU hat gegenüber der Ärztezeitung gesagt: “Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag”. Nach dieser Unterstellung, die Hausärzte würden am Wochenende lieber Golfen als Impfen, hatte er die gesammelte Ärzteschaft gegen sich aufgebracht, und entschuldigte sich später.
Solch eine Entschuldigung hätte sich wohl auf Claus M. Kobold, seines Zeichens Präsident des Deutschen Golf Verbandes (DGV) gewünscht. Denn der schickte an die Pressevertreter einen Kommentar. Darin heißt es. “Annähernd zwei Millionen Menschen spielen zurzeit in Deutschland regelmäßig Golf. Es ist schon ein starkes Stück, ihnen allen eine prinzipielle Faulheit zu unterstellen, wie es die Laumann-Aussage zwingend impliziert.” Und überhaupt, Golf habe während Corona ein relevantes Wachstum gehabt, dies habe Gründe.
Der “oberste Golfer” fühlt sich und seinen Sport nicht gewertschätzt, und in die Ecke gestellt, in der man schon seit Jahren ist, und nie woanders war. Als Sport der seinen Namen kaum verdient (Vorurteile über Golf) und nur von Besserverdienern wie Ärzten oder Rechtsanwälten gespielt wird.
Das einzige, was daran schmerzt, ist sicherlich die Erkenntnis, dass all die teuren Marketing-Kampagnen der Vergangenheit daran nichts geändert haben. Aber anstatt den verbalen Ausrutscher von Karl-Josef Laumann mit der nötigen Gelassenheit zur Kenntnis zu nehmen und ihn auf eine Runde einzuladen, mischt sich in der Replik Kritik an der Corona-Politik mit Frust über die Corona-bedingte Schließung der Golfanlagen und der fehlenden Anerkennung, welche der Golfsport hierzulande erfährt. Alles sicher richtige Punkte. Aber ist das die richtige Antwort darauf? Nein, denn sie bestätigt wieder mal nur den Eindruck, den auch der Minister im Kopf hatte, als er die Worte formulierte.
Update: Minister übernimmt Schirmherrschaft für Impf-Aktion im Golfclub (10.12)
Karl-Josef Laumann will jetzt wohl wieder ein paar Punkte bei Golfern gutmachen und übernimmt die Schirmherrschaft für eine Impfaktionen des Universitäts-Golfclubs Paderborn. Im Rahmen sogenannter Impfturniere, nutzt der Golfclub das Startsystem, mit dem üblicherweise die Teetimes für den Spielbetrieb vergeben werden, für die Anmeldung zu einem Impftermin. Am 15. Dezember findet das nächste sogenannte Impfturnier von 14 bis 20 Uhr im Obergeschoss des Gasthauses Haxterpark statt. Die Impfaktion ist offen und richtet sich an alle, nicht nur an Golfer.
In einem Grußwort richtete sich Minister Laumann an den Golfclub und würdigte so dessen Engagement. So heißt es darin: „Die Corona-Pandemie ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und erfordert in allen Bereichen neue Ansätze und innovative Ideen. Es sind genau solche kreativen Veranstaltungen, wie die „Impfturniere“ des Universitäts-Golfclubs Paderborn, die zum Erfolg der nordrhein-westfälischen Impfkampagne beitragen.
Gesundheitsminister Laumann lobte besonders die gute Zusammenarbeit von Ärztinnen, Golfern und Impfwilligen.
Der Hausarzt, Golf, Corona, am Samstag. Eine Mischung mit Skandalpotential?
Hier die “Replik” von Claus M. Kobold im Wortlaut:
Zum Glück gibt es sie noch, entschlossene Politiker, die schnell und kompetent reagieren. Blitzartig erkannt, dass Booster-Impfungen vielleicht doch nicht völlig überflüssig sind, (hätte man auch schon vor drei Monaten wissen können), mächtig verwundert festgestellt, wie schnell die vierte Welle Deutschland erwischt hat, (war auch schon vor drei Monaten absehbar), als Blitzreaktion auf die Fakten, zack, den Satz für Corona-Impfungen bei Hausärzten am Wochenende auf pickelhart kalkulierte 36 Euro hochgejazzt, (ok, hätte man auch schon vor drei Monaten machen können). Dann in klassischer Wahlkampfmanier ein Konvolut aus Schuldigen zusammenstellen, (Hausärzte und Golfsport), und – schwups – steht die eigene Unzulänglichkeit nur noch in der zweiten Reihe und ist gar nicht mehr so schlimm.
Ja, der golfspielende Arzt bedient ein nettes Klischee aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, war aber schon damals nicht und ist erst recht nicht heute in irgendeiner Form haltbar. Annähernd zwei Millionen Menschen spielen zurzeit in Deutschland regelmäßig Golf. Es ist schon ein starkes Stück, ihnen allen eine prinzipielle Faulheit zu unterstellen, wie es die Laumann-Aussage zwingend impliziert.
Der Golfsport ist eine der wenigen Sportarten mit eingebautem Sicherheitsabstand einem außerordentlich wirksamen Hygienekonzept, das von den Golfclubs penibel umgesetzt wird. Kaum eine andere Sportart dient gerade in Corona-Zeiten besser der Volksgesundheit als der Golfsport. Sind wir doch froh, wenn sich ein Arzt in seiner knapp bemessenen Freizeit dazu entschließt, auf einem Golfplatz seine Kräfte zu regenerieren, um sich dann um so motivierter und gut erholt wieder ins Impfgeschehen zu stürzen. Völlig erschöpfte und überarbeitete Ärzte und Pflegekräfte haben wir mehr als genug in den Krankenhäusern, auf den Intensivstationen. Übrigens auch ein Ergebnis vorausschauender und gut geplanter politischer Weichenstellung. Weder die Hausärzte noch der Golfsport haben es verdient auf diese Weise unnötig und unverdient diskreditiert zu werden.
PS: Der Golfsport ist eine der ganz wenigen Sportarten in Deutschland die auch in Corona-Zeiten ein relevantes Wachstum vorweisen können. Dafür gibt es gute Gründe.