Von den vielen unsinnigen Änderungen, die in den letzten Jahren von den Regelpäpsten eingeführt wurden, ist dies die größte Schnapsidee: Golfamateure sollen gegen Bezahlung Golfunterricht geben dürfen.
Bei allem Verständnis für die längst fälligen Änderungen im Regelwerk und im Handicapsystem, die man willkommen heißen muss, schießt man mit der Forderung, dass künftig Amateure unterrichten dürfen, vollkommen am Ziel vorbei.
In anderen Sportarten wie Tennis oder Ski ist dies auch in den unteren Klassen unvorstellbar. Nicht nur, dass diese Forderung den Tod der Berufsgolflehrer bedeuten würde, sie passt in das Bild.
Was ich damit meine? Im Jahre 1970 gab es in Deutschland etwa 21.000 Golferinnen und Golfer. Die Ausbildung erfolgte dazumal durch den Clubpro, der sehr oft noch aus dem Vereinigten Königreich kam, da es hierzulande noch an der benötigten Anzahl an deutschen Pros fehlte. Der Pro war – und in den klassischen Golfländern ist er es immer noch – derjenige, der für die Ausbildung, die Ausrüstung, den sportlichen Ablauf zuständig war und ist. Die Pros hatten bis dato damit einen wesentlichen Anteil bei der Entwicklung im Golfsport.
Der Wandel
In Deutschland und auch Österreich ging man, vor allem mit dem Aufbau der neuen Golfanlagen durch Betreibergesellschaften dazu über, die Pros nicht mehr wie Greenkeeper anzustellen, sondern als Freiberufler auf der Anlage per Werkvertrag zu beschäftigen. Hier liegt auch der wunde Punkt. Dies mag für die beiden beteiligten Parteien in den Jahren des Golfbooms beiderseits von Vorteil gewesen sein. Im Laufe der Zeit ging es aber soweit, dass in vielen Anlagen der Pro sogar dafür bezahlen muss, quasi eine Miete, dass er auf der Anlage unterrichten darf. Auch dies ging in den damals noch sehr guten Zeiten. Der Pro verdiente durch die Platzreifen und Unterrichtsstunden übermäßig viel und die Betreiber sparten sich die Ausgaben bzw. bekamen Einnahmen aus der Zusammenarbeit.
Der Hacken an der Sache war aber, dass es sehr oft zu „Scheinselbstständigkeit“ kam. Der Pro durfte als Selbstständiger ja keinerlei Weisungen von den Betreibern bekommen, was natürlich zu einem Dauerkonflikt führte. Diese Regelung wurde oft von der Betreiberseite überschritten, was rechtlich nicht in Ordnung war, und für den Pro gab es kaum einen Schutz, geschweige denn Fürsorge im Rahmen der Sozialabgaben. Die Betreiber sparten sich diese Lohnausgaben. Die Golflehrer mussten selber vorsorgen und sich absichern. Die Kosten hierfür wurde auch oft unterschätzt. Gerade jetzt in der Coronakrise standen viele Pros ohne Einnahmen da. Arbeitslosengeld oder Krankenversicherung sind des öfteren Fehlanzeige! Zugleich verlor der Golflehrer durch dies Konstruktion zunehmend den Einfluss auf das Golfgeschehen im Club und seine Stellung wurde hier in Deutschland und Österreich immer mehr ausgehöhlt und geschwächt.
Gerade aber die Golfpros als Hauptträger und sportliches Vorbild sind in fast allen Golfländern die, die entsprechend ausgebildet sind um den Golfsport zu vermitteln. Ganz kann man vielfach die Golflehrer dabei nicht von Schuld freisprechen. Waren sie noch vor vielen Jahren diejenigen, welche die Regeln, die Geschichte, die richtige Ausrüstung, an die Clubmitglieder vermittelten, hatten sie sich, natürlich durch den finanziellen Druck der Abgabe an den Club, vorrangig nur noch auf das Unterrichten konzentriert. Sehr wenig waren auch die Clubpros am Start bei Turnieren zu sehen. Was nicht überraschend ist, dafür wurden sie nicht bezahlt und es gab kein Gehalt mehr.
Sparen bei den Schwächsten
Aufgrund der wirtschaftlichen Krise, in der sich viele Golfanlagen schon seit Jahren befinden, und die wenn möglich immer Personalkosten sparen möchten, wurde am schwächsten Glied, den Golfpros, gespart. Einen Greenkeeper dafür, dass er im Club arbeitet, bezahlen zu lassen, dürfte ja kaum möglich sein.
Übrigens ist die Clubgastronomie oftmals vor ähnliche Probleme wie die Golflehrer gestellt. Dass es dann sehr häufig zu einem Pechterwechsel kommt fällt meines Erachtens aber immer auf den Betreiber zurück. In einem gut geführten Wirtschaftsunternehmen gibt es kaum Personalwechsel, dafür braucht es entsprechende Bezahlung und ein gutes soziales Umfeld. Wo dies nicht der Fall ist, beobachten Sie dies mal, ist das Unternehmen meist in einer Schieflage.
Dies soweit zur Situation des Verhältnisses Golflehrer und Golfclub. Wie man nun auf diese Schnapsidee kam, Amateuren auch das Unterrichten gegen Geld zu gestatten, und dabei den Amateurstatus zu behalten, das ist ein großer Humbug. Keine Ahnung, was dem oder denjenigen dabei eingefallen ist.
Die langjährige und immer besser gewordene Ausbildung der Golflehrer durch Ihre Vereinigung, die PGA, wäre ja eigentlich umsonst, wenn jeder Amateur z.B. mit HC 18, vermeintlich Golf unterrichten kann. Im Vergleich dazu: dann kann jeder Skifahrer, der einigermassen unbeschadet den Hang herunterkommt, oder jeder Tennisspieler, der einigermassen den Ball über das Netz bringen kann, auch andere unterrichten.
In dem sehr alten Golfsport, besonders im letzten Jahrhundert, waren es immer die Berufsspieler, welche die Spitze eines Sportes darstellten und die Berufslehrer gaben dies dann an die Amateure weiter. Als studierter Sportwissenschaftler frage ich mich, warum benötige ich dann für Sport überhaupt ein Studium, dass kann eh jeder? Auch wenn es im Golfsport nur um einen Teilaspekt des Sportunterrichts geht, so lernt der Golfpro in seiner Ausbildung, die für diesen Sport notwendige Didaktik, Methodik, Geschichte, Regeln, an die jeweilige Altersstufe angepassten Unterricht, und vieles mehr.
Irgendwie kommt es mir so vor, also ob da Leute am Werk sind, die auch am Wochenende als TV- Zuschauer die besseren Bundesliga- oder gar Nationalmannschaftstrainer sind, die diese Forderung des Amateurunterrichts ins Auge fassten.
Es passt auch ins Bild, dass man laut der Regelübergangsphase auf die Verschlechterung des Handicaps verzichtet. Der Sinn und die Bedeutung des Handicap ist diesen Damen und Herren nicht ganz klar.
Gott sei Dank konnten die PGAs durch die entsprechenden richtigen Argumente dieses Vorhaben, Amateuren das Unterrichten zu gestatten, den Betreibern dieser Idee bei den Verbänden, diese Idee ausreden. Es bleibt somit bei der alten Regelung.
Statt dessen sollten sich die Verantwortlichen in den Clubs bewusst machen, dass ihre Golflehrer mit die tragenden Säulen bei der Ausbildung und bei der Gewinnung neuer Mitglieder sind. Deshalb sollte man auch darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, für die Anstellung und soziale Absicherung der Golflehrer zu sorgen. Denn, wie bereits gesagt, nur zufriedene Mitarbeiter kommen auch Ihrem Club letztendlich zu gute.
Mit der Bitte, Ihre Golfpros zu unterstützen
verbleibe ich mit
besten Grüsse
Autor des Buches „Die Jagd nach Golf“
1 Kommentar
Sehr geehrter Herr Schmidbauer,
Ihre Argumente haben durchaus Hand und Fuß.
Leider bzw. Gott sei Dank haben sich die Zeiten gewandelt.
Als ich in den 90 ern mit fast 40 anfing, Golf zu „probieren“, wurde mir von einem englischen Golflehrer alles mögliche in englischer Sprache und arroganter Verhaltensweise erklärt.
Danach habe ich mir das Spiel selbst beigebracht – es hat gedauert; heute bin ich froh, mich mit sehr viel Theorie beschäftigt zu haben.
Es gibt leider nur wenige gute Golflehrer.
Das ist meine Feststellung nach vielen Beobachtungen.
Wenn ein Club wie Beuerberg das Glück hat, einen Christian Neumeier als Headpro in seinen Reihen zu haben, dann ist das wie ein Lottogewinn: Bodenständig, orthopädische Grundkenntnisse, psychologisches Wissen und Menschenkenntnis. Allein seine Bücher sind jedes für sich ein Genuss.
Aber jetzt zu der von Ihnen bezeichneten „Schnapsidee“, Amateure unterrichten zu lassen.
Woher glauben Sie haben Sportarten wie Fußball, Handball, Basketball, Tischtennis oder Eishockey ihren begeisterten Nachwuchs?
Bestimmt nicht von Profis, die sich nach ihrer Arbeitszeit und am Wochenende um Talente bzw. begeisterte Jugendlich und Kinder kümmern.
Ja, auch der Sport Golf sollte sich den Veränderungen nicht verwehren.
Mich würde es freuen, sollte Golf es schaffen in jeder Gemeinde eine Drivingrange zu etablieren.
Es muss nicht jeder Pro werden. Wenn allerdings viele pro Golf werden würden, könnte davon auch der DGV profitieren.
Das mit den Clubrestaurants lasse ich hier mal außen vor, denn auch da könnten viele von Beuerberg lernen. Dieses Thema hat allerdings mit dem Sport Golf weniger zu tun.
Mein Wahlspruch pro Golf: „Je eher vom Thron der Abgehobenheit herabgestiegen wird, um so schneller erreicht man die Herzen der Begeisterung.“
Christian Neumaier lebt das täglich vor und gibt es immer wieder weiter.
Und nebenbei: Mir ist mein Handicap Und das anderer so was von egal.
Für mich zählt allein die Freude am Golf, das körperliche Wintertraining für die Fitness und Freude, zusammen mit meiner Frau und Freunden lustige Runden zu spielen.