Scheinbar kommt Bewegung in das Profi-Golfturniergeschehen. European Tour Chief Executive Officer Keith Pelley und der PGA Tour Commissioner Jay Monahan haben bekannt gegeben, dass die US PGA Tour, quasi die Nr.1-Tour im Profisport, und die European Tour (kurz ET) eine Allianz bilden wollen.
Mit dem Einstieg der US PGA Tour wird Jay Monhan stimmberechtigtes Mitglied beim European Tour’s Board of Directors.
Eine Allianz, kein Zusammenschluss
Keith Pelley sagte dazu: „Die Allianz beruht vor allem darauf, dem Interesse der Golffans, Spitzenspieler und dem Golfprofisport insgesamt weltweit entgegenzukommen“. Pelley betont aber, dass es keinen Zusammenschluss gebe, sondern das die Vereinbarung in erster Linie eine Allianz der beiden Touren sei. Er bestreitet, dass die ET dies aus finanziellen Gründen mache.
Bereits in einem früheren Artikel wurde von mir gefordert, dass es im Interesse aller Golfinteressenten sei, die Unübersichtlichkeit in den diversen Touren (wer wann wo spielt oder für diese oder jene Tour die entsprechende Qualifikation hat) zu beseitigen.
Jetzt ist anscheinend die Zeit für einen Einschnitt in das Tourgeschehen gekommen. Der unumstrittene Marktführer des Golfturniersports, die US PGA Tour, mit dem meisten Geld – was auch dazu führt, dass dort die Besten der Besten spielen und sie damit die Nr. 1-Tour im Profisport ist – hat sich, so scheint es, an der European Tour finanziell beteiligt und sitzt jetzt im Vorstand der Euroepan Tour.
Schon seit längerer Zeit war klar, dass die ET, was das Preisgeld angeht, mit dem großen Bruder in Übersee nicht mithalten kann. Die ET bestreitet dies, aber die Tatsache, dass es immer schwerer für sie wurde, Sponsoren und Austragungsorte für Ihre Turniere zu finden, ist bezeichnend. Damit verbunden war natürlich der sportliche Abstieg und die Weitergabe der Probleme an die in Europa untergeordneten kleineren Touren. Durch die fehlende Attraktivität waren eben nur Spieler aus den hinteren oder hintersten Rängen an der Teilnahme an den Turnieren der ET interessiert.
Die European Tour in der Abwärts-Spirale
Dies führte zum Verlust an Sponsoren und TV-Übertragungen, denn wirklich attraktiv war es für viele nicht, wenn die Nr. 89 bis Nr. 1.100 der Ranglisten als die Besten, möglichst noch durch lokale Pros aufgefüllt, bei diesen Turnieren antraten. Damit bewegte sich die Spirale immer mehr nach unten. Die besten Europäer schauten, dass Sie eine Spielberechtigung auf der US PGA Tour ergatterten oder sich dort qualifizieren konnten.
Mit der obigen Allianz oder Vereinbarung der beiden Touren wurden anscheinend auch neue, attraktive TV-Deals abgeschlossen und man möchte den weltweiten Turnierplan mehr abstimmen, damit die besonderen Turniere aus der Rolex Serie oder dem Race of Dubai nicht mehr kollidieren.
Es ist natürlich wesentlich schwerer, auf der US PGA Tour ein volles Spielrecht zu bekommen. Zurzeit besitzt dies kein Deutscher (Xander Schäufele ist US-Bürger und hat zugleich auch durch den Vater eine deutsche Staatsbürgerschaft) und Sepp Straka ist, ähnlich wie Xander Schäufele, Amerikaner, der auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt. Alle anderen deutschen oder österreichischen Pros sind auf Einladungen oder ähnliches angewiesen, solange sie sich nicht ordentlich qualifizieren.
Mehr Einfluss auf den Ryder Cup?
Ich glaube, die European Tour verdankt dieser Allianz nicht Ihrer Attraktivität, sondern dem Hintergedanken der Amerikaner, dadurch auch mehr Einfluss auch auf den äußerst lukrativen Ryder Cup zu bekommen.
Soweit man hört ist es angedacht, dass künftig einige Turniere der ET quasi von der US PGA Tour Co-sanktioniert werden. Dies würde bedeuten, dass neben höherem Preisgeld auch bessere Spieler an den Turnieren in Europa teilnehmen würden. Ob dies so kommt, wird sich zeigen.
Nun, sei wie es sei, es kommt anscheinend Bewegung in das Profiturniergeschehen und es ist sicher vom Vorteil für alle Beteiligten, Spieler, Tour-Verantwortliche und Zuschauer.
Man darf also gespannt sein, wie diese Beziehung funktioniert. In meinen Augen betonen die Verantwortlichen der ET zu sehr, dass es sich um eine gleichberechtigte Partnerschaft und um keinen, wie auch immer gearteten, Zusammenschluss der beiden Touren handelt.
Liebe Leserinnen, liebe Leser, erlauben Sie mir noch ein paar Worte zur bevorstehenden Weihnachtszeit.
Meine und die jüngere Generation hatte das Glück nach dem 2. Weltkrieg geboren zu sein und zumindest in Europa keinen Krieg mit all den fürchterlichen Folgen erleben zu müssen. Die nun ausgebrochene Pandemie, welche alle Länder und Regierungen der Welt umfassend trifft, ist schrecklich. Äußerst bedenklich empfinde ich aber eine Entwicklung, dass es Teile in den Bevölkerungen gibt, die sich verführt von teils verantwortungslosen Politikern, gegen vernünftige Sicherheitsmaßnahmen, auflehnen.
Gerade in der jüngeren Zeit habe ich persönlich mehrere gute Freunde und Golfkollegen durch den Virus verloren. Einige liegen noch sehr schwer erkrankt im Hospital. Den Besserwissern und Coronaleugnern würde ich einfach empfehlen, einmal mit Betroffenen, mit Pflegepersonal oder Ärzten zu sprechen. Aufgegeben habe ich es, mit dieser Gruppe, sei es auf meiner Homepage oder privat, zu diskutieren. Auch unter den Golfern/innen finde ich viele, die 1000 Gründe haben, ebenso z.B. Skifahrer oder andere Sportler, warum man in diesen Monaten nicht auf die geliebte Runde oder den Sport verzichten kann. Gleiches gilt auch, wenn man beispielsweise jetzt nicht auf Reisen verzichten will. Diese Egoisten werden immer Argumente, Pseudowissenschaftler, Ärzte etc. finden, die Ihr Verhalten bestärken oder rechtfertigen und damit die Krankheit verharmlosen um die persönlichen Intentionen verfolgen zu können. Es reicht, wenn ein geringer Teil der Bevölkerung sich so verhält, um alle zu gefährden. Dagegen ist eine demokratische Regierung fast machtlos. Auch wir Golferinnen und Golfer sollten kurz innehalten, bei aller Liebe zu unserem Sport. Es ist absehbar, dass mit den in Kürze erhältlichen, diversen Impfmitteln ein Hoffnungsschimmer am Horizont sichtbar wird. Kann man so lange innehalten?
Vielleicht sollte man darüber nachdenken, dass meine persönliche Freiheit da endet, wo ich die Freiheit eines Mitmenschen gefährde.
Mein Wunsch zur Weihnachtszeit an Sie alle:
„Bleiben Sie gesund und achten Sie bitte auf das soziale Verhalten“!
Ihr
Heinz Schmidbauer
Autor des Buches „Die Jagd nach Golf“