Noch immer ist das Sprichwort „Spielen Sie schon Golf oder haben Sie noch Sex“ im Volksmund geläufig. Was soll damit ausdrückt werden?
Meint man damit, dass Golf nur ein Sport, eine Freizeitbeschäftigung für ältere Menschen ist? Natürlich dominiert immer noch die Gruppe der über 50-jährigen den Golfsport und dies hat vielen Ursachen. Einerseits beansprucht dieser Sport verhältnismäßig viel Zeit, beispielsweise dem Tennis, und auch die finanziellen Anforderungen sind immer noch – zumindest bei uns – zumindest nicht gering. Doch es hat sich in den letzten 10 Jahren auch einiges geändert und verstärkt spielen auch jüngere Leute heute Golf.
Aber wie in vielen anderen Lebensbereichen stellt sich aber die Frage, wann ist der richtige Zeitpunkt um zumindest mit dem Turniersport aufzuhören?
Leider richten sich das System und auch die Anforderungen – gerade was das Handicap betrifft – nur nach dem Turniersport aus. Dadurch will man ältere Menschen weiterhin zum Turnierspielen anhalten. Aber gerade bei der Gruppe der über 70-jährigen sollte vielmehr der Spaß und die Freude an einer Runde mit Freunden im Vordergrund stehen und nicht der Leistungsgedanke. Hier wird vom System her dieser Gruppe viel zu wenig Rechnung getragen.
Natürlich ist es schwierig zu sagen, wann ist der richtige Zeitpunkt, da dies individuell sehr unterschiedlich ist. Natürlich gibt es die Seniorenklassen, Abschläge von weiter vorne und auch im Profisport gilt dies, werden dort nur noch drei anstatt vier Runden gespielt und es wird oft auch noch mit dem Golfcart gefahren.
Die Seniorentour erfreut sich, besonders in den USA, nicht nur wegen des hohen Preisgeldes, im Gegensatz zu Europa, großer Beliebtheit. In meinen Augen hängt dies aber auch mit der Vergangenheitsbewältigung der Zuschauer und Fans zusammen. Viele in die Jahre gekommenen Golffans wollen einfach ihre Golflieblinge der Jugend weiterhin auf dem grünen Fairways sehen, und so das Älterwerden vergessen.
Bei allem Respekt vor den Leistungen der Senioren, so fällt mir bei manchen Diskussionen auf, dass hier der Unterschied zwischen den tatsächlichen aktuellen Tourspielern und den Seniorenspielern nur allzu gerne verwischt wird.
Dabei ist es nur verständlich, dass man auch persönlich das Alter verdrängen möchte und die alten „Lieblinge“ gerne als Beispiel herhalten müssen. Gerade im Golf ist es möglich, länger Höchstleistungen zu erbringen, als in den meisten anderen Sportarten. Es gibt halt keinen Fußballspieler, Tennisspieler usw. mit 50 und älter, die noch mit der Weltklasse annähernd mithalten können. Aber auch für Ausnahmekönner stellt sich die Frage, wie auch für Otto Normalverbraucher, wann akzeptiere ich, dass ich nicht mehr mithalten oder dass ich halt kein einstelliges Handicap mehr spielen kann. Schwierig, sich dies einzugestehen.
Ein Vergleich sei mir erlaubt. Auch wenn es einem Schauspieler oder großen Opernstar noch so schwerfällt, manchmal wäre es besser zu sagen, es ist Schluss, bevor er sein eigenes Image zerstört. Viele negative Beispiele in diesem Bereich gibt es.
Tiger Woods setzt seine Gesundheit aufs Spiel
Was treibt also einen Superstar wie Tiger Woods an, wenn man ihn am Ende der vierten Runde deutlich schwer hinkend in das Clubhaus gehen sah? Geldsorgen sicher nicht. Das er nach vielen Operationen seine Gesundheit aufs Spiel setzt, ist überdeutlich wahrzunehmen. Wahrscheinlich traut sich niemand seiner Betreuer, ihm dies zu sagen. Auch mit 46 Jahren kann er mit den jungen, fitten 25-jährigen trotz seiner ehemals überragenden Fähigkeiten nicht mehr ganz mithalten. Gerade in der Spitze ist der Sport heutzutage viel athletischer geworden, als noch vor 30 oder 40 Jahren, als man wie Jack Nicklaus auch mit 46 noch ein Masters gewinnen konnte. Die Spieler, die keinen austrainierten Körper vorweisen können, sind jetzt eindeutig Ausnahmen, was früher nicht so war. Es stellt sich auch die Frage, ob ein lebenslanges Spielrecht beim Master in Augusta noch zeitgerecht ist? Bei den British Open hat man dies mittlerweile geändert und die Teilnahme bis auf 60 Jahre beschränkt, was sinnvoll ist, da die Siegeschance für diese Altersgruppe nicht real sind und damit einem jüngeren Spieler die Teilnahme verwehrt wird.
Am Beispiel Bernhard Langer ist es, der für seine 64 Jahre eine außerordentliche Kondition aufweist, ebenfalls deutlich zu sehen. Auch er merkt – oder dürfte es merken- , dass er der Herausforderung nur in ganz großen Ausnahmefällen gewachsen ist. Woran liegt es? Zum einen sind die Plätze viel länger geworden. In Augusta wurde beispielsweise das 11. Loch von 462 Meter auf 475 Meter ausgedehnt, was als Par 4 damit fast gleichlang wie das 13. Loch ein Par 5 ist. Vor etwa 25 Jahren durfte ich den Platz spielen, damals wies er eine Länge von 6313 Meter auf. Beim diesjährigen Master war die Länge 6867 Meter, also 500 mehr als dazumal und der Präsident des Clubs Fred Ridley kündigte weitere Verlängerungen an. Gerade in Augusta kommt es auf den 2. bzw. 3. Schlag zum Grün an, da es kaum Roughs gibt. Langer war noch nie ein Longhitter, schlägt seine Bälle mit dem Driver ca. 225-230 Meter und bräuchte dann für den 2. Schlag vielfach nochmals ein Holz 3. Ein Rory McIllroy schlägt seine Drives ca 300 Meter und braucht dann halt nur noch ein Eisen 8 um aufs Grün zu kommen.
Dies muss natürlich irgendwo frustrierend sein und würde ein Eingeständnis an ältere Spieler sein, dass man seinem Alter Tribut zahlen muss.
Was also treibt die Woods und Langers an? Ist es die Sucht nach Publicity, der Applaus des Publikums? Von der Ratio her müsste man sagen, es ist ein ungleicher Kampf, lasst es, ihr zerstört Euer eigenes Denkmal! Andererseits geben sie auch vielen älteren Golfern noch das Gefühl, vermeintlich mit den Jüngeren mithalten zu können. Wie auch immer, entscheiden muss dies jeder für sich alleine.
Dass Sie immer die „richtige“ Entscheidung für sich finden mögen, wünsche ich meinen Lesern/innen und weiterhin ein
Schönes Spiel!
Ihr
Heinz Schmidbauer
1 Kommentar
Ich bin wirklich überrascht, welche Märchen im Golfsport erzählt werden. Drives von 300 m. Eisen 8 von mehr als 160 m. Trotz der Sonderanfertigungen für Profi Golfer sind diese Längen mit den Winkelungen physikalisch nicht möglich. Ausnahme von höher gelegenen Ausgangspunkten.
Und par 4 Bahnen, die mit 475 m außerordentlich lang sein sollen. 439 m ist das höchst zugelassene. Aber selbst wenn. Viele moderne Anlagen haben über
7000 m. Teilweise mit par 6. sei es drum.
Wenn sich sogenannte Golfexperten mehr mit der meßbaren Realität auseinandersetzen würden, wäre es gut für den Golfsport.