In jeder Sportart haben die Spieler eine besondere Beziehung zu ihrer Sportausrüstung. Manche Spieler sind ein wenig abergläubisch, andere pflegen eine ehr technischen Zugang zu ihrem Spielgerät. Im Golfsport sind es die Golfschläger, und insbesondere der Driver, zu dem Golferinnen und Golfer eine besondere Beziehung pflegen. Und um diese geht es hier.
Bei 80 Prozent der Golfer ist der Driver der Golfschläger, an dem für viele das Wohl und Wehe ihres Spieles hängt. Aber woran liegt das? Zum Driver greift man meistens, um das Spiel zu beginnen, am Abschlag. Wenn da bereits einiges schief geht, so ist man sicher mental schon gehandicapt. Für viele Spielerinnen und Spieler hat auch die Weite eine enorme Bedeutung.
Die Werbung trägt dazu natürlich einiges bei. Immer wieder wird versprochen, mit dem Driver XY kann man mehr Weite erzielen. Neben der Werbun der Schlägerhersteller hat vor allem auch die Werbung durch den Golfpro, den Freunden etc einen großen Einfluss auf den Erwerb eines Drivers. Nicht zuletzt möchte man mangelnde Technik durch ein neues Gerät ausgleichen,
In den letzten Jahrzehnten hat sich enormes getan. Als ich vor 50 Jahren mit dem Golfen begann, spielte ich noch mit edlen Holzdrivern aus Persimmonholz, deren Kopf an große Tabakpfeifen erinnerte und die schon einen Stahlschaft hatten.
Als dann die Firma Ping Schlägerköpfe auf dem Markt brachte, die etwas größer und auch etwas nach Innen gebogen (angeblich gegen Slice) waren, war dies eine erste Revolution, obwohl auch dies Köpfe noch aus Holz waren.
Erst als dann die ersten Metallköpfe auftauchten begann die Nachfrage nach Großkopfschläger. In meiner Erinnerung ist, dass ich einen Ram-Driver besaß, der nach meinem Wechsel ins Profilager in meinem Kopf das Herzstück meines Golfsets war.
Diesen Schläger konnte ich sogar aus dem Fairway und dem Bunker schlagen, wenn der Ball einigermaßen gut lag. So sicher fühlte ich mich mit ihm. Obwohl ich vertraglich an eine andere Firma gebunden war, diesen Driver ließ ich mir nicht ausreden. Eine ständige Angst, dass das Ding zerbricht begleitete mich auf meinen Turnierreisen. Und nachdem die Produktion dieses Drivers eingestellt worden war suchte ich in den Wühlkisten der Proshops nach Ersatzexemplaren. Ein Exemplar ist noch heute in meinem Besitz. Obwohl der Driver beim Treffen des Balles klang, wie eine Coca Cola Büchse die vom Tisch fällt, und meine Mitspieler immer darüber meckerten, nichts konnte mich lange Zeit von dem Gerät fernhalten. Ich weiß auch, dass viele meiner Pro-Kollegen ähnliche Gefühle zu ihren besonderen Golfschlägern haben.
Die Driver-Sammlung
Irgendwann konnte der Ram -Driver aber nicht mehr mit der Entwicklung mithalten. Als dann die berühmte „Big Bertha“ auftauchte, deren ich natürlich auch habhaft wurde, wurde der alte Driver aussortiert. Und so sammelte sich bei mir im Laufe der Jahrzehnte eine Unmenge an Schlägern in meinem Keller an. Diese Sammlung würde jedem größeren Proshop zur Ehre reichen. Aber in meinem Archiv fand ich ein Bild meines Idols Arnold Palmer, der mich, was die Anzahl der Schläger, und inbesondere der Driver, bei weitem übertraf. Eine ganze Wand nur voll mit Drivern nannte er unter anderem sein eigen.
Im Laufe der Jahre wurden die Schlägerköpfe immer größer und auch die Schäfte immer länger. Wir Pros verlängerten die Schäfte sogar mit einsetzbaren Verlängerungsstücken, wenn es – je nach Platz- wegen der damit verbundenen größeren Streuung Sinn machte. Dies veränderte natürlich das Spiel erheblich. Denn nun konnten auch weniger talentierte Spieler erheblich weiter schlagen, so zerlegten die Spitzenpros im wahrsten Worte die Plätze. Die Regelkommission sah sich deshalb vor einigen Jahren veranlasst, die Größe der Schlägerköpfe und die Länge der Schäfte zu begrenzen. An allen Enden und Ecken tauchten und tauchen nun sogenannte Schlägerfitter und Bauer von Schlägern auf. Die Kontrolle, ob ein Schläger regelkonform ist, wird dabei sehr oft außer Acht gelassen. Normalerweise muss jeder Schläger von der Regelkommission auf die regelkonforme Ausstattung überprüft werden. Bei den großen Firmen ist dies selbstverständlich, ob dies die kleine Schlägerbauer um die Ecke immer machen, bezweifel ich. Da wird diese Frage mit einem Schulterzucken dabgetan, da es ja im Amateursport unmöglich scheint dies zu kontrollieren. Nur, liebe Golferinnen, liebe Golfer, es ist nicht richtig, mit ungeprüften Schlägern zu spielen, es gibt auch kein halbes Aus!
Die Entwicklung geht rasant weiter
Die Entwicklung der Driver und vor allem deren „Motoren“, der Schäfte, ist zunehmend rasanter geworden. Ich kann von mir behaupten, dass ich alle großen Schlägerfirmen im Laufe meiner Karriere besuchen konnte. Otto Normalgolfer macht sich dabei keine Vorstellung dvon, mit welchem Aufwand und welchem Ingenieurwissen die neuen Modelle entwickelt werden.
Mittlerweile ist die neue Generation dieser Golfschläger so gut, dass sogar berühmte Golfer und Trainer wie Butch Harmon und Sir Nick Faldo fordern, dass Profis nicht mehr mit diesen ausgestattet werden sollen und es eine Einschränkung geben soll.
Für Amateure, so meinen sie, dürfte es weiter diese Driver geben, da Amateure ja die Hilfe durch diese Schläger benötigen. In meiner letzten Kolumne habe ich darüber bereits berichtet. An die Durchsetzung dieser Forderung mag ich nicht glauben, es wäre so, als ob man in der Formel 1 die Entwicklung neuer Motoren usw. verbieten würde.
Trotz aller technischen Neuerungen bleibt für mich immer noch die Golfspielerin bzw. der Golfspieler im Vordergrund. Dazu gehört auch, dass Sie, wenn Sie mit einem Driver zufrieden sind und an diesen glauben, keinesfalls das Gerät in absehbarer Zeit wechseln sollten. Suchen Sie etwaige Fehler nicht beim Driver. Immer noch ist der Spieler selbst für den Schlag verantwortlich. Glauben Sie mir, es gibt kein Wundergerät, dass Ihnen von heute auf morgen fehlerfreies Spiel und noch mehr Länge bringt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
ein schönes Spiel und bleiben Sie gesund!
Ihr
Heinz Schmidbauer
Autor des Buches „Die Jagd nach Golf“