Erst kürzlich fragte mich ein Freund von mir, ein ehemaliger Profispieler des FC Bayern München. um Rat für sein Golfspiel. Ich verstehe den Ehrgeiz, den ehemalige Spitzensportler beim Golfen an den Tag legen, sehr gut.
Viele Sportler aus allen möglichen Bereichen, seit es Fußball, Ski, Eishockey oder Tennis, um nur einige zu nennen, durfte ich in meiner langen Zeit als Trainer betreuen. Innerhalb dieser Gruppe waren für mich die Fußballspieler, Tennisspieler und Eishockeyspieler im Schnitt die talentiertesten. Unter den Skifahrern waren besonders die Slalomspezialisten herausstechend.
Bei einigen dieser Sportler hatte ich den Eindruck, egal welchen Ball ich ihnen gab, Volley- oder Basketball, sie alle konnten das Sportgerät relativ schnell und ausgezeichnet handhaben. Einige von ihnen, zum Beispiel die Abfahrer, taten sich eher damit schwer. Dies konnte ich feststellen, als mich einmal ein Trainer einer Alpinabfahrtsmannschaft engagierte, um den Athleten in Ihrem Training etwas Abwechslung und Koordination zu bieten. Natürlich gilt diese Aussage nur im Generellen, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Wie Menschen auf Sport reagieren
Woher kommt dies. Ich bin mir sicher, dass die Veranlagung, Fachleute sprechen von dem sogenannten Polymorphismen, der Grund dafür sind, dass wir Menschen auf bestimmte Reize wie den Sport reagieren.
Derzeit sind mehr als 200 Polymorphismen bekannt, die mit der körperlichen Leistungsfähigkeit in Verbindung stehen und mehr als 20 davon werden mit sportlichen Spitzenleistungen in Verbindung gebracht.
Nun damit es nicht zu wissenschaftlich wird, ist meine Feststellung im Training mit Spitzensportlern, dass deren Voraussetzung für einen schnelleren Erfolg beim Golfen besser sind wie bei „Otto- Normalverbrauchern“. Hinzu kommt noch der bei diesen Sportlern ausgeprägte Ehrgeiz und der Wille sich auch einem härteren Training zu unterwerfen.
Profisportler kommen mit Druck zu Recht
Ein besonders wichtiger Grund für mich ist auch, dass diese Sportlerinnen und Sportler gelernt habenm unter Druck ihre körperliche Leistung abzurufen. Sind sie es doch auch gewohnt, dem psychischen Druck vor tausenden von Zuschauern ihre Leistung zu bringen.
Wenn ein Normalgolfer einen entscheidenden Putt bei einem Turnier vorbeischiebt, weil er aus Angst vor Versagen seine Nerven nicht unter Kontrolle hat, so passiert selbiges einem Ex-Profisportler eher selten. Sportler, die eben durch besondere Geschicklichkeit jahrelang geschult waren, tun sich beim Golfen leichter, als Sportler, welche eher mit Kraft arbeiten mussten.
Durch ihre Erfahrung in ihren Sportarten, sprich dem Umgang mit Drucksituationen, Ehrgeiz usw. ist es vielen Ex-Profis möglich, schneller ein gewisses Handicap zu erreichen, trotz eher mangelhafter Technik.
Was dieser Gruppe von Golfern eher im Weg steht ist, neben dem starken Ehrgeiz, das Ziel. Damit ist gemeint, das es diesen Golfern schwer fehlt, ihre Fehler und ihr Limit im Golfen zu akzeptieren.
Wie sagte einst mein Lehrmeister Arnold Palmer: „Golf keeps you allways small, equal which level you are playing.“
Er meinte damit, jeder GolferIn kommt einmal an eine Grenze, an der die eigene Fähigkeit nicht mehr ausreichen, diese Grenze nach oben zu verschieben. Dies zu akzeptieren fällt vielen Golferinnen und Golfern, und besonders Ex-Sportlern, sehr schwer.
Oliver Kahn sagte einmal, er wäre bald verrückt geworden mit dem golfen. So fanatisch war er nach dem Ende seiner Torwartkarriere damit, dass er ununterbrochen spielte. Irgendwann, hat er dann eingesehen, dass zu großer Ehrgeiz das Gegenteil bewirkt.
Bei meinen Gesprächen mit diesen GolfInnen, die nicht immer leicht sind, muss ich viel Geduld aufbringen um zu erklären, beispielsweise, dass ein Schläger – meistens noch dazu der Driver – nicht der Grund dafür ist, dass man nicht weiter schlägt, genauer spielt und damit bessere Ergebnisse bringt.
Sehr oft wird vergessen, das richtiges Training nicht nur Technik ist, sondern das man sich Gedanken machen muss, welche Taktik man anwendet, um bestimmte Plätze zu spielen. Man muss bereit sein, seine eigenen Schwächen zu erkennen und diese auch zu akzeptieren. Dafür um so mehr auf seine Stärke zu vertrauen.
Was meine ich damit? Wenn zum Beispiel jemand seinen Driver nicht über 180 Meter schlagen kann, also für die Par 4 meistens 3 Schläge braucht, bis er das Grün erreicht, dann braucht er dazu gute Pitches und Putts.
Hier muss er besonders seine Stärke trainieren, um besser zu werden. Ich vertrete die Meinung, dass ein neuer Driver die Schwächen des Drivens nicht repariert. Es wäre zu einfach, die Schuld bei einem Schläger zu suchen oder mittels eines neuen Drivers einfach 20 Meter mehr zu schlagen. Das dürfte kaum funktionieren. Mein Rat, trainieren sie besonders Ihre Stärken, damit können Sie andere Unzulänglichkeiten minimieren.
Weiterhin viel Spaß für die kommende Golfsaison wünscht Ihnen
Ihr
Heinz Schmidbauer