Es war eine beeindruckende Begegnung mit dem 27- jährigen Manuel de los Santos auf dem Golfclub Schwanhof. Im Februar 2003 verlor er nach einem Verkehrsunfall sein linkes Bein, heute spielt er ein Handicap von 4,4. Er sagt: „Ich hasse Golfcarts. Golf ist ein Sport und ich bin ein Athlet – also laufe ich.“ Und laufen ist auch der richtige Ausdruck, denn die Geschwindigkeit, mit der er sich auf seinen Krücken fortbewegt, ist enorm. Für mich trifft er damit den Kern: Golf ist ein Sport, und zum Golfsport gehört eben auch die Bewegung, und zwar zu Fuß über den Platz. Sie gibt zwischen den Schlägen ausreichend Zeit, sie trägt zur Fitness bei, kurz gesagt: Sie ist integraler Bestandteil des Golfsports. Leider gibt es schon seit langem den Trend, sich bei einer Golfrunde möglichst wenig zu bewegen. Die Gefährte werden immer besser, aber auch immer skuriler. Der findige Schwabe Harald Knott hat jetzt eine Mischung aus Trolley und angekoppelter Standfläche entwickelt. Damit kann man sich, bergauf, bergab, über den Platz fahren lassen.
Und ich frage Sie als Golfer: Wollen Sie so Ihre Golfrunde spielen?
Mir geht es dabei nicht um ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Golfer, denen eine Golfrunde sonst nicht möglich wäre. Es geht mir um ganz normale Golfer. Harald Knott möchte auch „junge oder junggebliebene Golfer“ ansprechen. Diese „werden sich an diesem technisch ausgereiften und pfiffigen Produkt erfreuen“, ist Knott überzeugt. Tolle Technik mag ja sein, aber um was geht es denn beim Golf? Es geht um Sport!
Lassen Sie also lieber alles unnötige daheim um das Golfbag zu erleichtern, lassen sie die 5.000 Euro für ein Golfcart auf dem Konto und investieren Sie in Fitness. Dann heißt es: Schönes Spiel!
3 Kommentare
Auf der einen Seite wird stets darüber lamentiert, dass Golfer – aus welchem Grund auch immer – zu langsam spielen, auf der anderen Seite wird dann aber ein solch überaus hilfreiches Gerät von der Redaktion nieder geschrieben. Sicherlich von einem Redakteur, der noch jung und gut zu Fuß ist.
Ein sehr wichtiger Punkt der mich betrifft, wird völlig außer acht gelassen: Nur mit Hilfe solcher Fahrzeuge kann ich am sozialen Leben des Golfclubs durch aktives Mitspielen überhaupt weiter auch zukünftig teilnehmen. Und das Überleben der meißten deutschen Golfclubs ist sicherlich davon abhängig, dass die „Alten“ weiter Golfspielen können und den Clubs als aktive Spieler erhalten bleiben.
Im Übrigen hat ein „junger“ MidAmateur wegen seiner langwierigen Achillessehnenentzündung gerne mein Hilfsgerät in Anspruch genommen.
Weiterhin schönes und schnelles Spiel
Guten Tag Herr Wünsche,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Den Beitrag hat in der Tat ein junges Redaktionsmitglied verfasst. Aber es ist dort auch ganz klar zu lesen: „Mir geht es dabei nicht um ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Golfer, denen eine Golfrunde sonst nicht möglich wäre.“ Und sie weisen zu recht darauf hin, dass das Überleben vieler Clubs davon abhängen wird, denn Sport möglichst vielen zu ermöglichen.
Aber die entscheidenden Fragen sind meiner Meinung nach diese: Warum gibt es das ständige lamentieren über angeblich zu langsame Golfer? Und warum nehmen Golfer immer mehr mit auf die Runde? Zurück zu den Ursprüngen des Golfs, auch das ist eine Möglichkeit um möglichst vielen den Zugang zum Golfsport zu ermöglichen, davon bin ich überzeugt.
Beste Grüße
Gregor Landwehr
Ich kann Ihnen eine Antwort auf Ihre Frage nach dem ständigen Lamentieren über zu langsames Spiel geben: Weil sich auf dem Golfplatz im Gegensatz zu fast allen anderen Sportarten Spieler mit einem Altersunterschied von bis zu 80 Jahren treffen. Es ist doch nur logisch, dass diese Tatsache zu unterschiedlichen Spielgeschwindigkeiten führt. Aber dann müßten Sie doch für die Verwendung solcher Hilfsmittel plädieren, oder sollen E-Trolley auch weg vom Fairway?
Ich verstehe Ihr Argument nicht, dass „zurück zu den Ursprüngen des Golfs“ gleichzeitig heißt, den „Zugang möglichst vieler zum Golfsport zu ermöglichen“? Das Eine hat mit dem Anderen doch gar nichts zu tun.
Im Gegenteil: Viele Golfer können nur unter Zuhilfenahme solcher Erleichterungen länger oder überhaupt weiter Golf spielen. Und was ist dagegen zu sagen?
Zurück zum Ursprungskommentar: Mich hat der Beitrag deswegen erzürnt, weil er mit einer Arroganz geschrieben ist, als wenn der Verfasser bestimmt, was „sportlich“ ist und was nicht. Der Verfasser müsste im gleichen Atemzug anprangern, dass Golfprofis im Gegensatz zu uns Amateuren und SPASSSPIELER immer einen Caddie dabei haben. Wären die Herrschaften Profis wirklich sportlich, dann würde jeder seinen Krempel selber tragen.