Warum spielen die meisten Golfer die ersten 9 bis 12 Löcher mit Bravour, und vermasseln sich dann auf der zweiten Hälfte der Runde ihren tollen Score? Logisch, denkt man, die Konzentration lässt nach. Aber warum ist das so – und vor allem: Was kann man dagegen tun?
Selbst gut trainierte Golfer schwächeln auf den letzten Löchern. Das Fleisch ist noch willig, doch der Geist wird schwach. Der Grund: Das Gehirn lebt ausschließlich vom Zucker, und die Zuckerreserven gehen auf den letzten Löchern zur Neige. Darunter leidet sowohl die Konzentration als auch das Koordinationsvermögen – beides extrem wichtig im Golfsport. Ganz falsch wäre es, sich vor jedem Abschlag einen Riegel Traubenzucker „einzupfeifen“. Denn danach wäre der Blutzucker durch die Gegenregulation ganz schnell niedriger als zuvor.
Das Gehirn kann nur vom Zucker leben. Doch häufig verbrauchen die Muskeln den Zucker, der von der Natur ursprünglich für das Gehirn gedacht war. Die Muskeln können im Gegensatz zum Gehirn grundsätzlich wählen, ob sie ihre Energie aus dem Zucker oder – was sehr viel sinnvoller ist – aus den Fetten beziehen. Wenn die Muskeln durch Fettverbrennung befeuert werden, bleibt der Zucker nämlich für das Gehirn übrig. In der Regel sind die Muskeln aber auf Zuckerverbrennung programmiert – und dann frisst das große Organ Muskel dem kleinen Organ Gehirn das Futter weg. Das schlägt sich dann im Score nieder.
Golfen alleine ist kein Fettverbrenner!
Wer viel am Schreibtisch sitzt und dann zweimal die Woche Golf spielt, dessen Muskeln verbrennen zwangsläufig immer Zucker. Denn ohne das richtige Training verlieren die Muskeln die Fähigkeit zur Fettverbrennung. „Use it or lose it“, so lautet ein eherne Naturgesetz. Wer aber zusätzlich zum Golfen drei- bis viermal pro Woche eine halbe Stunde langsam joggt oder etwas schneller spazieren geht, der verwandelt seine Muskeln von Zucker- in Fettverbrenner. Ganz wichtig dabei ist, dass die Bewegung gleichmäßig ist und ohne Unterbrechungen. Sonst wäre das Golfen ja ideal, um die Fettverbrennung zu trainieren. Doch durch die ständigen Unterbrechungen beim Abschlag, auf dem Fairway und beim Putten kommt es nie zu einem effektiven Trainingsanreiz für die Fettverbrennung. Das ist der Grund, warum Bernhard Langer vor dem Golftraining oft erst einmal um den Platz joggt.
Wie bleibt die Konzentration erhalten?
Grundlagen-Ausdauertraining nennt man das im Fachjargon, und wer das macht, wird vielfältig belohnt. Denn nicht nur die Konzentrationsfähigkeit bleibt erhalten, auch die gefährlichen Blutfette werden auf ganz natürliche Art und Weise eliminiert. Der Vorteil: Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall nimmt dramatisch ab, ganz ohne chemische Blutfettsenker! Denn wenn die Muskeln erst einmal auf Fettverbrennung umprogrammiert sind, verbrennen sie Fett rund um die Uhr. Sogar nachts wenn Sie im Bett liegt und schlafen. In meiner Praxis kann ich genau messen, ob die Muskeln auf Fett- oder Zuckerverbrennung trainiert sind. Und falls nicht, gibt es konkrete Trainingstipps.
Trink-Tipps und Halfway-Hilfen
Ganz wichtig ist auch die richtige und vor allem ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Der Körper besteht zu 70 % aus Wasser, das Gehirn sogar aus 90 %. Und wenn die Zellen nur 10 % weniger Flüssigkeit haben, verfügen sie über 30 % weniger Energie! Darum sollten Sie auch schon bei den ersten Löchern regelmäßig trinken – nicht erst dann, wenn Sie Durst haben. Dann ist es oft schon zu spät.
Wasser oder Apfelschorle sind die besten Getränke. Elektrolytgetränke sind auf der Runde höchstens dann nötig, wenn Sie so schwitzen, dass Sie anschließend Ihr Polohemd auswringen müssen. Als Halfway-Verpflegung empfehle ich leichte Kost, weil so für die Verdauung an sich wenig Kraft benötigt wird. Gut sind nicht zu schnell verwertbare Kohlenhydrate wie Bananen oder Vollkornbrot z.B. mit magerem, gekochtem Schinken.
Schlecht sind süße oder fettige Snacks wie Weintrauben, Leberkäse oder Schokoriegel. Empfehlenswert ist es auch, schon lange vor dem Golfturnier für eine optimale Versorgung an Vitalstoffen, Vitaminen und Spurenelementen zu sorgen, nicht erst auf der Runde. Hochdosiert und ausgewogen sollte so eine Grundversorgung sein, die uns auch mit den wichtigen essentiellen gehirnaktiven Aminosäuren versorgt. Wenn Sie das beherzigen, dann klappt´s auch auf der zweiten Hälfte der Runde!
Von Dr. Michael Spitzbart
Dr. Michael Spitzbart veröffentlichte div. Bücher zu Gesundheits-Themen, u. a. „Leben Sie Ihr Glück“, „Power your life“, „Gesundheit und Fitness“ sowie vier CDs „Fit forever“.
1 Kommentar
Wehrter Herr Dr. Spitzbart,
gehen wir davon aus, dass der Mensch in seiner Leber einen Zuckerspeicher von 80 – 120 Gramm, und in der Muskulatur 300 – 500 Gramm gespeichert hat. Ergibt im schlechtesten Fall 380, im besten 620 Gramm. 1g Glukose sind ungefähr 4 kcal. Ergibt 1520 kcal im schlechtesten, und 2480 kcal im besten Fall.
Die Belastung im Golfen führt zu einem leicht erhöhtem Energiverbrauch von ca. 4-5 kcal. pro Minute, so dass man bei einem 18-Loch Golfplatz (Gehstrecke ca. 7-10 km) auf ca. 1500 kcal an Verbrauchter Energie kommt.
Nun wissen Sie selbst, dass sogar bei maximaler Intensität die Energiebereitstellung niemals zu 100% aus den Zuckerreserven erfolgt, sondern immer ein gewisser Prozentsatz Fette verbrannt wird.
Da die Intensität beim Golf nun nicht die höchste ist kann also
eine Unterzuckerung als Fehlerquelle auf den zweiten Neun als weniger wahrscheinlich angesehen werden.
Die Grundlagenausdauer sollte natürlich in gewissem Ausmaß entwickelt sein um eine Dauerbelastung zu überstehen und eine schnelle Regeneration zu fördern. Doch warum haben auch Golfer, die mit dem Wagen über den Platz fahren (und somit in keinem Fall eine Unterzuckerung erleiden können) das Problem mit den zweiten Neun.
Das Problem liegt meines erachtens nicht an der mangelnden Zuckerversorgung des Gehirns oder der Muskeln.
Was Sie völlig ausser Acht lassen sind doch die Art der auftretenden Belastungen beim Golfschwung.
Ein Golfschwung dauert ca. zwei Sekunden. Er ist eine sehr Schnellkräftige Bewegung. Der Golfschläger zieht dank der Zentrifugalkraft kurzfristig mit riesigen Kräften an den Armen. Das ist eine Maximalkraftbelastung für den Körper. In diesen Momenten ist die Intensität maximal.
Das Problem mit den zweiten Neun liegt für mich eher in den Kraftfähigkeiten des Golfers, als in der Fähigkeit zur Fettverbrennung.
viele Grüße,
Richard