Anlässlich der US PGA Championship in Valhalla , dem 4. Major des Jahres gab es vor allem für die österreichischen Golffansgegen Ende eine riesige Enttäuschung, da Ihr Golfprofi Bernd Wiesberger “nur“ geteilter 15. wurde.
Viele, vor allem die österreichischen Medien haben ihn schon in einem Atemzug mit Größen ala Tiger Woods gewähnt, nach den sehr starken ersten drei Runden. Nun hat dieser Profi, in der Weltrangliste so um die 70 positioniert, wirklich ausgezeichnetes und für ihn überdurchschnittliches Golf gespielt und eine extremstarke Leistung in den ersten 3 Runden geliefert.
Der Druck und die Erwartungshaltung, welcher der Spieler dabei ausgesetzt ist, war nicht nur durch die Fans und Medien, sondern auch durch die eigene Erwartungshaltung in so einem Falle enorm, da man vermeintlich als sogenannter “UNDERDOG” meint, unbedingt diese Chance nützen zu müssen.
Erfolgreich Golfen ist nur mit Selbstvertrauen möglich!
Das Problem ist, dass im Profigolf man eben über vier Runden spielen muss und eben drei sehr gute Runden letztendlich nichts zählen. Siehe Fußball: Man kann zur Halbzeit führen, wenn man am Ende doch verliert. Alles andere ist wirklich nichts anderes wie Kaffeesatzleserei, nach dem Motto: wenn, wäre, hätte.
Die Situation, wenn man am dritten Tag an erster oder zweiter Stelle des Klassements liegt mag dem Golffan als angenehm erscheinen und die Erwartungshaltung ist entsprechend groß. In diesem Falle bei nur ein bis zwei Schlägen Differenz zwischen den ersten zehn platzierten Spielern, ist dies aber sogar eine äußerst unangenehme Lage, besonders für so einen vermeintlichen “Underdogspieler”. Für ihn bedeutet es die vermeintlich größte Chance seiner Karriere zum endgültigen Olymp, für einen echten Gewinnertyp, wie eben Rory McIlroy mit enormer Erfahrung und Selbstvertrauen
aus bereits vielen solchen Siege ausgestattet, scheint es leichter zu sein. Noch dazu ist so ein Turnier mit lauter solchen “WinnerTypen” gespickt.
Das Beispiel Greg Norman
Nun möchte ich an eine Situation erinnern, vor vielleicht 25 Jahren, die damalige unangefochtene Nummer Eins der Welt, Greg Norman, versuchte vielmals endlich die Masters in Augusta zu gewinnen.
Er scheiterte durch ungewöhnliches Pech mehrmals kurz vor dem Ziel, unter anderem weil ein gewisser Lary Mize im Stechen einmal einen 40 Meter Pitch zum Sieg einlochte.
Bei seiner letzten großen Chance führte Norman mit mehreren Schlägen Vorsprung am vierten Spieltag komfortabel gegenüber einen gewissen Nick Faldo, seinem Angstgegner. Am viel besagten Amenkorner in Augusta Loch 11 –13 usw. erfuhr Norman, dass Faldo durch einige Birdies ihm auf den Pelz gerückt war. Bei einem, für einen solch abgezockten Profi einfachen Schlag von ca. 150 Meter über einen Teich aufs Grün, schlug Norman daraufhin drei Bälle ins Wasser und verlor noch das Turnier an Faldo. Nie wieder hat er diesen Traume so richtig verkraftet und in Augusta gewonnen.
Anhand dieser Beispiele kann man ersehen, dass Selbstvertrauen in die eigene Stärke zu einem absoluten Spitzengolfer gehören. Weder durch noch soviel Talent und Trainingsfleiß kann diese mentale Stärke und der unbedingte Siegeswille erworben werden. Wie man am Beispiel Norman sieht, kann es sogar absoluten “Winnertypen” passieren, dass dieses Selbstvertrauen verloren geht.
Ein guter Trainer wird versuchen seinen Spielern in erster Linie Selbstbewusstsein entwickeln zu lassen, was man bis zu einem gewissen Grad auch schulen kann.
Jeder weiß, dass nur selbstbewusste Spieler, die mit sich und Ihrem Können im Reinen sind, Turniere gewinnen können. Es müsste also jeder „positiv denkende“ schlichtweg das Turnier gewinnen, was nicht möglich ist, andererseits wird man meiner Theorie folgend, nur durch Erfolge selbstbewusst.. Dies ist wie ein Kreis. Tatsächlich ist es aber so, dass Selbstbewusstsein sich auch entwickelt, wenn der Spieler „korrekt“ vorgeht und weiß, dass dieses Vertrauen zur eigenen Stärke nicht angeboren oder geschenkt wird.
Denn „Selbstbewusstsein“ ist nichts anderes als die Einschätzung, die Sie von sich selbst und von Ihrem Golfspiel haben. Diese Einschätzung sollte natürlich in einem entsprechendem Rahmen sein, das heißt ein Handicap 36 Spieler, der versucht Schläge eines „Tiger Woods“ nachzuvollziehen, wird nie ein entsprechendes Selbstbewusstsein entwickeln können.
Hier wird natürlich die Hilfe der Experten benötigt, um das eigene Können richtig einzuschätzen, damit sich Ihr Selbstbewusstsein positiv entwickelt.
Vielfach kommen Spieler zu mir z.B. mit der Frage: Ist es zu selbstbewusst, wenn ich mir vor meinen Abschlag über ein 180 Meter großes Hindernis sage, da komme ich sicher drüber?
Nehmen Sie die Spielbahn in Peeble Beach (California), dem wohl berühmtesten Par 3 der Golfwelt. Wenn Sie hier am Abschlag stehen …. und sich die Frage stellen, ob Sie über oder ins Hindernis kommen, wie lautet die Antwort, die Sie sich selbst geben?
Natürlich ist meine Antwort darauf immer: Selbstverständlich müssen Sie so denken, dass Sie es können!
Ein von Selbstzweifeln befallener Golfer konfrontierte mich einst in einer ähnlichen Situation mit der Frage: Würdest Du 100 000 Euro setzten, dass ich über das Hindernis komme? Da kann die Antwort nur nein sein.
Selbstbewusstsein bedeutet nämlich nicht, dass mir unbekannt wäre, dass es nur etwa eine 35 Prozent Erfolgsquote bei obigen Grenzfällen gibt. 35 Prozent ist übrigens ein guter Durchschnittswert.
Wenn man also vor obigem Problem steht, kann niemand verlangen für das Gelingen 100.000 Euro zu setzen, dies hat nichts mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun.
Das Konzentrieren auf den Moment und nur der Gedanke, den Ball über das Hindernissen zu bringen, ist die Denkweise großer Golfspieler. Diese würden niemals fragen, ob man 100.000 Euro auf das Gelingen des Schlages setzt.
Wahrscheinlich würden Golfer meine Theorie besser verstehen, wenn Selbstbewusstsein eine Erfolgsgarantie hätte.
Leider ist dies nicht so!
Deshalb kommen den meisten Spielern sofort Selbstzweifel, wenn ein Schlag misslingt..bzw. sind unsicher ob diese „positive Denkweise“ nicht doch falsch sei!
Betrachten Sie es jedoch mal von einer anderen Seite: Wo sind den Ihre Gedanken, wenn Sie beim Abschlag nicht daran denken, dass der Ball zum gewünschten Ziel fliegt? Beschäftigen Sie sich vielleicht eher damit, wohin Sie den Drive überall verschlagen könnten? Wald, Aus, etc.
Dies wäre dann eine Denkweise, die definitiv funktioniert – wenn Sie den Ball wirklich in den Wald oder ins Aus schlagen wollen.
Merke: Negative Gedanken haben eine fast hundertprozentige Erfolgsquote!
Es liegt in der Natur des Golfspiels, dass es Ihrem Selbstvertrauen schwer zusetzen kann. Selbst ein Tiger Woods verliert in Laufe eines Jahres mehr Turniere als er gewinnt. Nur ständiges Training an einem selbst und an Ihrem Können lässt Sie an der Selbstsicherheit arbeiten. Gerade hier liegt oft der Schlüssel des Geheimnisses, warum ehemalige Spitzensportler , trotz vielfach mangelhafter Golftechnik; erfolgreicher als „Otto Normalverbraucher“ spielen.
„Lernen Sie schlechte Schläge vergessen zu können und sich auf das Wesentliche, den nächsten Schlag voll und ganz zu konzentrieren und an dessen Erfolg zu glauben“
Nur wenn Sie daran glauben, wird Ihr Putt auch fallen! Natürlich geht dieser Putt ins Loch!
Selbstvertrauen bekommen Sie aber auch nur, wenn Sie sich Ihre persönlichen Ziele nicht zu hoch stecken. Ziele müssen erreichbar sein. Dh. wenn Sie z.B. mit Handicap 18 Runden zwischen 85 und 100 spielen ist es voll ok. Auch ein Tiger Woods spielt an 4 Tagen oft zwischen 65 und 75, warum also sollten nicht auch Sie solche Differenzen haben? Wer sich aber ständig nur an den 85 und besser orientiert bekommt verständlicherweise Frust. Etwas mehr Realitätssinn wäre hier angebracht!
Selbstvertrauen bekommen Sie aber auch nur, wenn Sie auf Ihrer Range konsequent üben und wissen, mit welchen Schlägern Sie welche Weiten erzielen. Auch hier gilt es natürlich ein gewisser Bonus je nach Spielstärke einzurechnen – dh bei 5 Schlägen nehmen Sie nicht die Weiteste oder Kürzeste geschlagene Entfernung sondern das Mittel. Wenn Sie jeden Schlag exakt gleiche Länge schlagen wollen mit einem HC von 20 dann ist das Ziel s.o zu hoch gesteckt – sollten Sie es können, bin ich sicher, dann ist Ihr HC auch wesentlich besser.
Wenn Sie jetzt auf Ihrer Driving -Range stehen, spielen Sie im Gedanken Ihren Heimatplatz durch, mit genau den Schlägern wie Sie die jeweilige Spielbahn spielen würden, zuzüglich 2 Putts und notieren Sie sich das Ergebnis.
In meinen Augen wird bei uns zu viel an der Schlagtechnik trainiert. Fast 80 Prozent der Trainerstunden befassen sich mit dieser. Glauben Sie mir, mit etwas weniger perfekter Technik, aber mit sehr gutem Kursmanagement und viel Selbstvertrauen werden Sie bessere Resultate erzielen.
Viel Spaß beim Training Ihres Selbstvertrauens
Heinz Schmidbauer