Sie werden sich fragen, werte Leserinnen und Leser, zu welchem Vokabular ich hier greife, welches sogar nicht zum Golfen passt. Anlass dazu gibt eine mir oft gestellte Frage: warum sind ehemalige Leistungssportler aus golffremden Sportarten verhältnismäßig schnell erfolgreich beim Golfen?
Dies, noch dazu mit manchmal mit sehr mangelhafter Technik. Auch unter den Profigolfern gibt es einige (Jim Furjk, um nur einen zu erwähnen), deren Technik alles andere als lehrbuchmäßig ist.
Wo liegt also die Ursache für den Erfolg dieser Sportlerinnen und Sportler? Meine Theorie, entstanden auch aus eigener Erfahrung, ist, dass gerade diese Sportler gelernt haben, mit Druck umzugehen. Wenn sie unter Druck stehen, schaffen sie es, genau diesen Druck zur Seite zu schieben und unter größter Anspannung erfolgreich zu scoren. Viele dieser Sportler brauchen sogar diesen Druck, um ihre Höchstleistung zu erzielen.
Beobachten Sie einmal ihre Spielpartner, wie sie mit brenzligen Situationen umgehen. Sei dies, dass sie einen Ball ins Aus oder Rough geschlagen haben, oder einen dieser gefürchteten“MUSS – Putts“ vor sich haben.
Bereits wenn einer dieser Spielerinnen oder Spieler zum Ball geht, kann ich Ihnen anhand der Körpersprache, der Mimik und Gestik mit fast 100 Prozentiger Sicherheit sagen, ober der Schlag erfolgreich sein wird. Zögerliches Verhalten, zauderndes Schreiten, oftmaliger Schlägerwechsel vor dem Schlag, verspannte und zuckende Mundwinkel, gebückte Haltung, das sind alles Anzeichen einer übergroßen Nervosität und mangelnden Selbstvertrauens.
Spieler, die Konkurrenten nervös machen
Tiger Woods in seinen besten Zeiten, hat bereits mit seinem Erscheinen am Abschlag viele Konkurrenten nervös gemacht. Er ist ein großgewachsener Spieler, der zumindest früher immer mit federndem Gang über den Fairway schritt, als würde ihn nichts beeindrucken. Auch Seve Balesteros war so ein Spieler. Wenn er in die Umkleidekabine kam, wurde es meist totenstill. Alle hatten sofort Respekt vor ihm.
Ein großer Fehler vieler Golferist es auch, ihren Emotionen zu viel freien Lauf zu lassen. Ich meine jetzt nicht einen lustigen Nachmittagsflight, sondern etwas ernstere Golfturniere. Gerade wenn Sie einen Fehler gemacht haben, hören Sie auf zu jammern.
Vielfach bemerke ich, wie sich manche Golferinnen oder Golfer bereits vor Ende der Runde, quasi selbst ein Attest ausstellen, warum sie heute schlecht gespielt haben oder spielen werden. Sie haben sicher schon Zitate wie diese gehört:
„Ich komme ja kaum zum Golfen, habe nicht trainiert, der Pro hat meinen Schwung umgestellt, heute habe ich nur Pech, der Platz ist eine Katastrophe, meine neuen Schläger bin ich nicht gewohnt“ – und viele ähnlichen Ausreden.
In Wirklichkeit zeugt so eine Einstellung nur von Unsicherheit und die Angst vor dem Versagen und einer vermeintlichen Blamage.
Ändern Sie Ihre Einstellung. Mein Rat, gehen Sie an einen „Muss-Putt“ mit dem Willen hin: „Den mache ich jetzt rein!“ Verdrängen Sie alle negativen Gedanken was sein könnte oder passieren könnte, nein, ich mache den Putt. Killen Sie ihn! Gleiches gilt bei einem Abschlag an einer Ihrer Angstbahnen.
Fixieren Sie einen Punkt in der erreichbaren Ferne und genau dahin. So muss Ihr Gedanke sein, werde ich ihn jetzt platzieren. Denken Sie auf keinen Fall daran, ob Sie zum Beispiel, den richtigen Schläger in der Hand haben oder nicht. Diese Entscheidung haben Sie bereits vorher gefällt und da lassen Sie keinen Zweifel mehr aufkommen.
Lassen Sie dem „kleinen Mann“ im Hinterkopf keine Chance, der Ihnen einflüstern will, das geht schief. Seien Sie überzeugt, den Ball platzieren Sie genau dorthin, auf den Punkt, den Sie fixieren.
Nicht von Rückschlägen demotivieren lassen
Nur wenn Sie an Ihre Stärke glauben, wird dies funktionieren. Lassen Sie sich von etwaigen Rückschlägen aber nicht demotivieren. Überlegen Sie vor allem vorher, was eine realistische Einschätzung Ihrer Stärken ist, etwa was in etwa Ihre Schlaglängen angeht. Sie wissen doch von der Driving Range, wie weit Sie durchschnittlich schlagen, ich meine durchschnittlich, nicht den einen von hundert Bällen den sie zufällig brillant weiter schlagen als normal. Wenn also das Hindernis (Wasser, Bunker oder ähnliches) 150 Meter lang ist, stellen Sie sich Ihre Driving-Range vor und dann wählen Sie den Schläger, mit dem Sie sicher immer 150 Meter schlagen. Augen kurz schließen, sich die Range in Erinnerung rufen und los gehts.
Verständlich, wenn man einen Fehlschlag hatte, dass man dies gerne zeigen will, sei es mit Gesten, Miene oder verbalen Ausdrücken. Versuchen Sie dies zu vermeiden, Ihr Konkurrent freut sich und Sie brauchen ein paar Bahnen bis Sie sich von dem Ärger erholen. Im Übrigen, auch bei einem besonders guten Schlag, unterdrücken Sie übertriebene Freudenkundgebungen etwas. Heben Sie sich diese für das Ende der Runde auf.
Vielleicht verstehen Sie jetzt, was ich mit dem „Killerinstinkt“ meinte. Man kann es auch mit dem unbedingten „Wollen“ umschreiben. Wenn Sie also in einige der Situationen kommen, die ich versucht habe zu beschreiben, vielleicht helfen Ihnen meine Tipps dabei, diese erfolgreich zu meistern.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen
ein schönes Spiel.
Ihr
Heinz Schmidbauer
2 Kommentare
Warum wird als Titelbild für die Überschrift „Killerinstinkt beimGolf“ ein Sportschütze gewählt? Sportschützen sind keine Killer!
Es ist ein Sport bei dem, wie beim Golfen auch, mentale Stärke und Technik gefordert sind.
Hallo Markus,
das Motiv haben wir aus inhaltlichen Gründen gewählt: „…Meine Theorie, entstanden auch aus eigener Erfahrung, ist, dass gerade diese Sportler gelernt haben, mit Druck umzugehen. Wenn sie unter Druck stehen, schaffen sie es, genau diesen Druck zur Seite zu schieben..“
Für uns wird das beispielsweise beim Biathlon sehr deutlich, daher haben wir das Motiv ausgewählt.