{"id":36223,"date":"2021-01-19T07:55:25","date_gmt":"2021-01-19T06:55:25","guid":{"rendered":"https:\/\/www.golfsportmagazin.de\/?p=36223"},"modified":"2021-01-24T11:05:34","modified_gmt":"2021-01-24T10:05:34","slug":"golfclub-herzogswalde-ein-maerchenhafter-platz","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.golfsportmagazin.de\/golfreisen\/golfclub-herzogswalde-ein-maerchenhafter-platz\/","title":{"rendered":"Golfclub Herzogswalde \u2013 ein m\u00e4rchenhafter Platz"},"content":{"rendered":"

Herzogswalde ist ein Ortsteil der Kleinstadt Wilsdruff im Landkreis S\u00e4chsische Schweiz\/Osterzgebirge, gelegen zwischen der Landeshauptstadt Dresden und der ehemaligen Bergbaustadt Freiberg.<\/strong><\/p>

Jahrzehntelang lag das Dorf im Dornr\u00f6schenschlaf, bis das M\u00e4rchen begann:<\/p>

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\u201eEs war einmal ein Prinz, der durch Zufall in das Tal am n\u00f6rdlichen Rand des Tharandter Waldes zu Fu\u00dfe des Landbergs kam. Es gefiel ihm so gut, was er sah,\u00a0 dass er beschloss, sich hier niederzulassen und ein Schloss zu bauen. Er wollte die Region in neuem Glanz erstrahlen lassen und alle seine Untertanen sollten gl\u00fccklich werden\u201c.<\/p>\r\n<\/blockquote>

Der Prinz ist Reinhard Saal, ein Gesch\u00e4ftsmann und Immobilien-Investor aus Siegen, ein Macher. Der kam wirklich durch Zufall in die Gegend, erkannte aber mit sicherem Instinkt die Zukunftsperspektiven, wie etwa eine gute Anbindung nach Dresden und eine belastbare Infrastruktur. Auch gab es einen 9 Loch \u201eWald- und Wiesen-Golfplatz\u201c ohne Clubhaus, an dem schon drei Vorbesitzer finanziell gescheitert waren. Saal baute seine erste Wohnsiedlung, die sich gut verkaufte. Eine zweite folgte und dann beschloss der Nichtgolfer 2015 den Golfplatz und 700 000qm Ackerland zu kaufen. Und er kleckerte nicht, sondern er klotze. Gut beraten, holte er den Golfplatzarchitekten Christian Althaus und die Baufirma Josef P\u00f6ttler Golf ins Boot, um den vorhandenen Golfplatz um 9 L\u00f6cher zu erweitern und einen Kurzplatz zu bauen. Aus dem einst flachen Gel\u00e4nde wurden auf 200 Hektar Grundfl\u00e4che etwa 50 000 Kubikmeter Erde verfrachtet und nochmal 25 000 Kubikmeter mit der Planierraupe hin- und hergeschoben. So entstanden H\u00f6henunterschiede von 50 Metern. Wer die Pl\u00e4tze des Hofgutes Georgenthal im Taunus und den Golfclubs F\u00f6hr kennt, err\u00e4t gleich die Handschrift des Meisters. Der GC Herzogswalde ist eine gelungene Mischung aus beiden. Das 1200 qm gro\u00dfe Clubhaus hat allein 3 Millionen gekostet, aber es ist einzigartig, mit begr\u00fcntem Dach, TrackMan-Simulator , Sauna, Fitnessbereich, Physiotherapie und einem schicken Restaurant mit Kaminlounge und stylischen Lampen. Einzig die Umkleider\u00e4ume mit den Vierer-Gemeinschaftsduschen sind eigentlich heute nicht mehr zeitgem\u00e4\u00df. Das Geb\u00e4ude f\u00fcgt sich harmonisch in die Landschaft ein und er\u00f6ffnet mit seiner Glasfassade einen grandiosen Blick auf den neu geschaffenen Golfplatz. Nebenan gibt es die dritte Wohnsiedlung, auch mit teils begr\u00fcnten D\u00e4chern.<\/p>\r\n

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Wir kommen an einem Sonntagnachmittag bei br\u00fctender Hitze an. Bei Betreten des Clubhauses bleibt einem erst einmal der Mund offen stehen. \u00a0Durch die riesige Glasfront liegt der Golfplatz wie auf dem Pr\u00e4sentierteller vor einem. Was f\u00fcr ein Ausblick! L\u00e4sst man den Blick durch das Innere schweifen, w\u00e4hnt man sich eher in einem Sternerestaurant, so schick und stimmungsvoll ist das Ambiente. Wir werden freundlich empfangen und k\u00f6nnen wegen eines Turniers erst um 16.00 Uhr starten. Da bleibt noch Zeit, auf der Terrasse etwas zu essen und zu trinken. Die Speisekarte ist klein, aber fein. Auf regionale, saisonale und frische Produkte wird hier Wert gelegt. Von der\u00a0 Currywurst bis hin zum Gourmetgericht ist alles vorhanden und es schmeckt wunderbar.<\/p>

Noch einmal schnell beim Clubmanager nachgefragt, wie es denn mit der Wettervorhersage ausschaut. Die Hitzewelle soll durch eine Gewitterfront beendet werden, die heute Abend wohl anrollt. Jens P\u00f6tsch meint aber, dass wir die 9 Loch noch trocken bleiben sollten. Morgen haben wir dann vor, die gesamten 18 Loch zu spielen.<\/p>

Dann also los. Wir laufen zu Loch 1, vorbei am Kurzplatz \u201eLittle Links\u201c, der schon als sch\u00f6nster Par-3-Kurs Deutschlands tituliert wurde. F\u00fcr Anf\u00e4nger ist er eher zu schwierig, aber f\u00fcr alle anderen bietet er eine perfekte Trainingseinheit.<\/p>

Bahn 1, ein kurzes Par 4,\u00a0 er\u00f6ffnet einen sanften Einstieg. Mit dem Holz bergauf, dann ein Ann\u00e4herungsschlag auf das Gr\u00fcn. Aber je nachdem wo die Fahne steckt, ist es schwierig, hier gleich ein gutes Ergebnis zu bekommen. Zu schnell hat man einen \u201eSchwarzen Peter\u201c (3 Putts und mehr).<\/p>

Loch 2, ein Par 3, wird von einer erh\u00f6hten Teebox \u00fcber eine Senke angespielt. Der Ball sollte eher im linken Gr\u00fcnbereich aufkommen, denn rechts lauert Wasser. Auch hier wieder ein sehr onduliertes Gr\u00fcn. Es beginnt zu tr\u00f6pfeln, ich spanne mal den Regenschirm auf…<\/p>

Danach folgt eine Mischung aus Hochplateau und Links- Golf, der unverkennbare Stil von Christian Althaus. Sanft geschwungene Bahnen mit Steigungen und Neigungen, gro\u00dfe Gr\u00fcns und Rough mit kniehohen Gr\u00e4sern. Richtungsstangen weisen den Weg. Es fehlt nur die Seeluft und das Meeresrauschen, und das Schottland-Feeling w\u00e4re perfekt.<\/p>

Wasser gibt es hier aber auch. In unserem Fall hat sich das Tr\u00f6pfeln zu einem Wolkenbruch entwickelt. Alles wasserdicht verpacken, Regenzeug anziehen und weiter geht\u2018s. Haben Sie schon einmal unter einer voll aufgedrehten Dusche Golf gespielt? Wir auch nicht, aber genau das beschreibt, was wir gerade erleben. 10 l Nass innerhalb einer Stunde wird uns am n\u00e4chsten Tag der Manager sagen, kommen da von oben runter. Wir sind l\u00e4ngst die Einzigen auf dem Platz und eigentlich kann man einem Golfplatz kein gr\u00f6\u00dferes Kompliment machen: Wenn man ihn bei dem Wetter weiterspielt und die Runde nicht abbricht, dann muss er richtig gut sein!<\/p>

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Bei den n\u00e4chsten L\u00f6chern empfiehlt es sich, die teilweise tiefen Bunker zu umgehen und immer sch\u00f6n auf dem Fairway zu bleiben. Was uns nicht immer gelingt. Zu dem Regen kommt jetzt auch noch Wind dazu.<\/p>

Loch 6, ein Par 4, k\u00f6nnen Longhitter direkt angreifen, brauchen dann aber carry 220 m \u00fcber ein Wasserhindernis auf das Gr\u00fcn, das nur eine geringe Tiefe aufweist. Alle anderen w\u00e4hlen besser den Landweg.<\/p>

Beim nachfolgenden Par 3 hei\u00dft es auch Achtgeben. Wer die Fahne direkt anspielt, findet seinen Ball hinter oder links vom Gr\u00fcn. Besser ist es, zu kurz zu bleiben und dem stark geneigten Gel\u00e4nde den Rest erledigen zu lassen.<\/p>

Inzwischen quietscht das Wasser in meinen Schuhen. Der Regenschirm ist l\u00e4ngst wieder zugeklappt, der Wind ist einfach zu stark. Jetzt kommt das schwerste Loch auf dem Platz, von dem man, bei sch\u00f6nem Wetter, sicher einen grandiosen Blick \u00fcber den Platz aufs Clubhaus hat. Bei uns ist alles grau in grau.<\/p>

Loch 8, ein Par 5, verlangt einen pr\u00e4zisen Abschlag. Nicht zu weit links, da lauern Bunker. Nicht zu lang, sonst landet der Ball im Wasser. Die Bahn wird jetzt immer schm\u00e4ler und es kommen nochmal 3 Bunker. Lieber einen kurzen Ann\u00e4herungsschlag zus\u00e4tzlich in Kauf nehmen, als \u00fcbers Gr\u00fcn hinaus zu spielen.<\/p>

Von Bahn 9 aus sehen wir endlich das Clubhaus durch den Regenvorhang. Ein Abschlag bergab und dann muss \u00fcber Wasser das ondulierte Gr\u00fcn genau getroffen werden. Auch hier lauert wieder ein 3. Putt, bis der Ball im Loch ist.<\/p>

Wir haben es geschafft! Tropfnass erreichen wir das Wohnmobil. Mein wasserdichtes Bag verdient seinen Namen, das Wasser bleibt wunderbar in den Taschen stehen. Tees schwimmen wie Enten auf dem See. Wir brauchen eine Rolle K\u00fcchenpapier, bis alles wieder trocken ist.<\/p>

Der Regen trommelt bis weit nach Mitternacht aufs Dach.<\/p>\r\n

Nach dem Regen kommt der Nebel<\/h2>

Morgens hat das Nass von oben aufgeh\u00f6rt, daf\u00fcr wabert der Nebel.<\/p>

Wir fr\u00fchst\u00fccken, das Grau lichtet sich etwas. Neue Golfschuhe angezogen (die von gestern brauchen drei Tage, bis sie wieder tragbar sind) und dann starten wir f\u00fcr eine volle Runde.<\/p>

Es ist gut, dass wir gestern den Platz schon einmal gespielt haben, denn auf den ersten 3 L\u00f6chern kann man den Spielverlauf allenfalls erahnen. Aber der Nebel hat etwas Mystisches, wieder erinnert uns alles an Schottland. Daf\u00fcr ist der Platzzustand nach dem vielen Regen hervorragend, was auf eine gute Drainage schlie\u00dfen l\u00e4sst. Es hellt auf, bleibt leider wolkig, aber auch ohne Sonnenschein erkennt man die Sch\u00f6nheit der L\u00f6cher.<\/p>

Z\u00fcgig sind wir wieder am Clubhaus und spielen dann den Oldcourse. Dieser soll auch umgebaut werden, aber im Augenblick ist er noch im Originalzustand.<\/p>

Loch 10 f\u00e4llt in zwei Stufen zum Gr\u00fcn ab und h\u00e4ngt nach rechts. Hier, und direkt vorm Gr\u00fcn, lauern Bunker. Beim n\u00e4chsten Loch kreuzt ein Wassergraben das Fairway und das Gr\u00fcn liegt erh\u00f6ht.<\/p>

So geht es weiter, immer mit H\u00f6henunterschieden und teils dichtem Rough.<\/p>

Ein netter Platz, manchmal mit sch\u00f6ner Aussicht und interessanten L\u00f6chern, aber der Unterschied zum Newcourse ist gewaltig.<\/p>

Loch 17, ein Par 3, hat ein Inselgr\u00fcn und bei der 18 muss man vom Abschlag einen gro\u00dfen See \u00fcberwinden, dann einen Schlag bergab machen und den dritten Schlag pr\u00e4zise \u00fcber einen weiteren See aufs Gr\u00fcn platzieren.<\/p>

Schade, dass man bei einer vollen Runde nicht zuerst den Old- und dann den Newcourse spielt. So verblassen die Erinnerungen an die grandiosen L\u00f6cher von Althaus und werden \u00fcbert\u00fcncht von den relativ ausdruckslosen alten L\u00f6chern.<\/p>

Da sollte vielleicht das Management umdisponieren.<\/p>

Wenn aber der Umbau der alten Parkland-Spielbahnen mal abgeschlossen ist, entsteht hier ein Meisterschaftsplatz, der den Vergleich mit den ganz gro\u00dfen Namen in Deutschland nicht scheuen muss. Golf at its best.<\/p>

Das wird dann n\u00e4mlich einfach m\u00e4rchenhaft.20<\/p>\r\n